Am 01. Oktober 1879 wurde das Amtsgericht Kamen gegründet. Dieser Tag war für die Bürger der Stadt Kamen und der anliegenden Ortschaften ein bedeutender Tag. Mussten doch die Bürger seit dem Jahre 1753 auf eine eigene Gerichtsstätte verzichten.

Der „Königlich Preußische Richter der Stadt und des Amtes Camen“, Georg Ernst Casper Davids, war der letzte, der seines Amtes in Kamen gewaltet hat. Durch die Königliche Verordnung wurde der Stadt Kamen die eigene Gerichtsbarkeit entzogen und auf die Städte Unna und Hamm übertragen.

Das damalige Stadt- und Landgericht in Unna hielt in Kamen sogenannte Gerichtstage ab, auf denen eine Gerichtskommission aus Unna Sitzungen und Verhandlungen durchführte. Im übrigen mussten die Bürger der Stadt Kamen und der Nachbarorte im Bedarfsfall mit der Postkutsche oder zu Fuß die Gerichtsstätten in Unna oder Hamm aufsuchen. Der Weg von Heil nach Hamm bzw. von Oberaden nach Unna war für die Bürger weit und beschwerlich.

Aus Anlass der Neugestaltung des Gerichtswesen 1879 erreichte der damalige Bürgermeister der Stadt Kamen unter großen Bemühungen die Bewilligung für die Wiedererrichtung eines eigenen Gerichtes, welches von nun an die Bezeichnung „Amtsgericht“ trug. Die Stadt musste dazu die erforderlichen Gerichtslokale herstellen. Zu diesem Zweck wurde ein großer Umbau des Rathauses vorgenommen. Hierfür musste ein an das Rathaus grenzendes Haus in der Kirchstraße abgebrochen werden. Im Jahre 1879 wurde der Umbau fertiggestellt. Der Justizfiskus bezahlte der Stadt Kamen für die ihm überwiesenen Räume eine angemessene Miete.

 

AG Kamen 1879
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Kamen (Stadtarchiv)

Schon 1894 reichten die vorhandenen Gerichtsräumlichkeiten nicht mehr aus. Die Stadt entschloss sich, ein eigenes Amtsgerichtsgebäude in der Bahnhofstraße zu errichten. Bereits 1895 konnte man in das neue Gebäude umziehen. Der Bauplatz kostete die Stadt damals 116.000 Mark. Der Fiskus zahlte dafür eine solche Miete, dass die Stadtkasse nur einen geringen Betrag hinzufügen brauchte.

 

AG Kamen 1964
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Kamen (Stadtarchiv)

Zum Gerichtsbezirk gehörten damals außer der Stadt Camen eine größere Anzahl von Landgemeinden des Amtes Pelkum und Unna-Camen.

Nachdem in den 50er Jahren das Amtsgerichtsgebäude in der Bahnhofstraße aus allen Nähten platzte und Räume angemietet werden mussten, entschloss man sich, ein neues Amtsgerichtsgebäude in der Poststraße zu errichten. Im Jahre 1964 konnte der Neubau bezogen werden. Allerdings wurde der Neubau nicht wie die Bauten im vorherigen Jahrhundert von der Stadt Kamen errichtet, sondern vom Land Nordrhein-Westfalen.

 

AG Kamen 1999

 

Im Jahr 1999 wurden im Amtsgerichtsgebäude weitreichende Umbaumaßnahmen vollzogen. Im Jahr 2002 ist das Amtsgericht darüber hinaus mit modernster Computer- und Informationstechnik ausgestattet worden. Die Modernisierung wird auch in den Folgejahren weiter gehen.